Wie kommen wir zu unserem guten Trinkwasser aus dem Wasserhahn?
Das fragten sich Mitglieder und Freunde der Freien Wähler und besuchten die Aquavilla, den Technischen Betrieb der St. Georgener Wasserversorgung. Um darauf eine Antwort zu bekommen, führten der Geschäftsführer Michael Dold und der Prokurist Patrick Gaus die 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch das Wasserwerk Brudermoos, das Herzstück der St. Georgener Wasserversorgung.
Vier Quellen – die Mühlbachquelle, die Harzlochquelle, die Reischenbrunnenquelle und die Neue Quelle liefern 2/3 des Wasserbedarfs der Kernstadt und Peterzell, 1/3 kommt aus der Bodenseewasserversorgung. Das Wasser dieser Quellen fließt zunächst in das Wasserwerk Brudermoos und wird dort aufbereitet.
Vom Rohwasser zum Trinkwasser
„Das Wasser, das hier ankommt, hat schon eine sehr gute Qualität“, versichert Patrick Gaus. Dennoch stehen vier Schritte an, bis es aus unserem Wasserhahn zu Hause läuft. Im 1. Schritt fließt es durch einen Feinfilter, wo Sedimente usw. entfernt werden. In Schritt 2 wird es entsäuert. Bedingt durch die Gesteinsbeschaffenheit hat das Rohwasser aus diesen Quellen einen PH-Wert von 5,5 und gilt somit als sauer. Säure führt zu Korrosion der Rohre. Durch ein Granulat wird die Säure gebunden, sodass der PH-Wert auf 6,5 angehoben wird. Nach der Entsäuerung wird im 3. Schritt das Wasser mit UV entkeimt und schließlich in Schritt 4 als Reinwasser in die Hochbehälter gepumpt. Von dort fließt es zu den Haushalten.
Wasserqualität und Wasserversorgung
Dank der Trinkwasserverordnung ist Leitungswasser in Deutschland das am besten und strengsten kontrollierte Lebensmittel. Je nach Wohngebiet bzw. Straßenzug kommt das Wasser aus den verschiedenen Hochbehältern und hat einen unterschiedlichen Härtegrad. Die Häuser mancher Straßen werden mit Bodenseewasser und Mischwasser versorgt. Informationen dazu erhält man auf der Homepage der Aquavilla (www.aquavilla.de/wasserqualitaet).
„115 Liter Wasser verbraucht jede Person in St. Georgen pro Tag (Bundesschnitt 128l). Auch in Trockenzeiten ist die Wasserversorgung hier gut gesichert“, versichert Patrick Gaus. Die beiden Hochbehälter im Hochwald fassen jeweils 1000 Kubikmeter (1000000 Liter!) und bevorraten den Bedarf von zwei Tagen. Falls eine Quelle ausfällt, kann Bodenseewasser zugeführt werden. Insgesamt wird für die Wasseraufbereitung viel Energie benötigt. Bei Stromausfall steht ein Notstromaggregat zur Verfügung. St.Georgen und 7 weitere Gemeinden und die EGT sind Gesellschafter im Verbund der Aquavilla. „Wasserversorgung ist eine kommunale Aufgabe und gehört zum Wohle aller nicht in private Hand“, bekräftigt Michael Dold. Die Aquavilla hat die Betriebsführung in der Wasserversorgung von der Quelle bis zum Wasserzähler.
Wasserverluste
Um Wasserverluste zu minimieren, versucht Aquavilla Lecks gezielt zu orten und schnell zu beheben. Dabei wird modernste Technik eingesetzt. Durch Geräuschlogger, die in das Leitungsnetz eingebaut sind, können Leckagen identifiziert werden. Das integrierte Mikrofon des Loggers zeichnet nachts Leitungsgeräusche auf. Die Messdaten werden in die Be- triebsstätte übermittelt und bei Abweichungen kontrolliert ein Mitarbeiter das potentielle Leck vor Ort und es wird repariert. Dafür hält der Betrieb viele Ersatzteile vor. Ziel ist, jedes Jahr 1% des ca.120 Kilometer langen Leitungsnetzes zu erneuern, um möglichst wenig Wasser zu verlieren. Die Wasserverluste sind in den letzten Jahren gesunken und lagen 2022 bei 8,6%.
Eigenversorger
Ca. 370 Außenanlieger sind nicht an die Trinkwasserversorgung angeschlossen. Auch die privaten Eigenversorger müssen eine entsprechende Wasserqualität aufweisen. Unterstützung bekommen auch sie durch die Aquavilla, vom Rutengang bis zur Aufbereitung. In der Produktionshalle werden individuell angepasste Filtrieranlagen, UV-Anlagen und vieles, was für gutes Trinkwasser benötigt wird, gefertigt.
Rundum wissenswerte Informationen
Nach dem Rundgang im Wasserwerk und in der Produktionshalle erhielten die Freien Wähler einen Einblick in das runde Verwaltungsgebäude der EGT in der Bahnhofstraße, in dem die Aquavilla Mieter ist. Beeindruckt haben die Architektur, die Holzbauweise und die technische Ausstattung. Bei Getränken, Häppchen und weiteren informativen Gesprächen wurde allen bewusst, dass Wasser nicht nur ein kostbares Gut ist, sondern auch ein kostenintensives.
Mit der Aquavilla ist unser lebenswichtigstes Lebensmittel in besten Händen. Darüber sind wir sehr froh und dankbar.
Text: Hedwig König